Was ist Urban Gardening?
Die lange Tradition des urbanen Gärtnerns
Unter Urban Gardening bzw. urbanem Gartenbau versteht man die gärtnerische Nutzung von Flächen in der Stadt und deren unmittelbaren Umgebung.
Gärtnern in der Stadt ist keine Neuentdeckung der letzten Jahre, sondern eine alte Tradition, die bloß in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geraten ist. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts musste schnell verderbliches Obst und Gemüse aus Mangel an Transportmöglichkeiten und längerfristiger Frischhaltung der Ernteprodukte zwangsläufig nahe der Stadt angebaut werden. Es gab viele Gärtnereien, da auf städtischen Märkten hohe Preise erzielt werden konnten.
Auch in Kriegs- und Nachkriegszeiten war die Nutzung jedes freien Fleckchens Erde für die Nahrungsmittelproduktion ein wichtiges Thema.
Die fortschreitende Industrialisierung in Landwirtschaft und Gartenbau sowie die Verstädterung haben (insbesondere) Stadtbewohner und Nahrungsmittelproduktion in den letzten Jahrzehnten immer mehr voneinander entfernt.
In den letzten Jahren ist jedoch ein entgegengesetzter Trend aufgekommen...
Urban Gardening heute
Der Gedanke, Städte zu renaturieren und mehr Grünflächen zu schaffen, hat mittlerweile viele Metropolen auf dieser Welt erfasst und zahlreiche Projekte wurden bereits umgesetzt. Ein Highlight ist der High Line Park in New York: Eine ehemalige Hochbahntrasse wurde in mehreren Schritten in ein üppig wucherndes und blühendes Pflanzenparadies umgewandelt. Diese Art der Begrünung wurde zum Vorbild für viele weitere Projekte in Städten wie Paris, München und Wien.
Bis 2050 werden 80 % der Weltbevölkerung in Städten leben. Diese Prognose macht die Schaffung neuer Grünräume, die Produktion ökologisch hergestellter Lebensmittel sowie Urban Farming und Gardening zu einer zukünftigen Notwendigkeit.
Vorteile vom Urban Gardening
Selber gärtnern in der Stadt, auf Balkon und Terrasse zahlt sich definitiv aus. Alle Vorteile für Dich auf einen Blick.
Finde Deinen Platz zum Gärtnern in der Stadt
Entdecke unendliche Bepflanzungsmöglichkeiten
Europaletten sind der letzte Schrei fürs urbane und vertikale Gärtnern. Aber nicht nur das – die netten Paletten sind vor allen Dingen ausgesprochen vielfältig verwendbar. Mit ein wenig Herzblut und Tatkraft kannst Du zahlreiche Balkon- und Gartenelemente erschaffen. Wir zeigen Dir hier, wie Du Dir Dein eigenes Hochbeet aus Paletten baust!
In der Stadt ist wenig Platz, darum wird Vertical Gardening, also das Gärtnern in die Höhe, auch immer beliebter. Sicher hast Du schon begrünte Hausfassaden gesehen. Genauso kannst Du mit vertikalen Beeten auf Deinem Balkon Platz sparen, um noch mehr Pflanzen, eine nette Sitzgruppe oder einen Griller unterzubringen.
Zum Beispiel mit Pflanzkästen, die Du in beliebiger Anzahl aufeinander stapeln kannst, Oder wie wär's mit einer begrünten Wand, die auch gleich vor neugierigen Blicken schützt. Regale sind nicht nur für Bücher da – bau Dir einfach Dein eigenes Pflanzregal!
Werde ein urbaner Selbstversorger
Du willst also den Bauerngarten auf Deinen Urban Garden holen. Das ist absolut kein Problem, denn unzählige Sorten von Gemüse-, Obst- und Kräuterarten gedeihen genauso gut auf dem Balkon, im Dach- oder Gemeinschaftsgarten.
Der vollsonnige heiße Balkon
Südseitig ausgerichtete Balkone und Terrassen können sich insbesondere in der Stadt ordentlich aufheizen. Je nach Größe des Pflanzgefäßes kommen trotzdem diverse Pflanzenarten zum Einsatz.
Allen voran sind Gewürzkräuter aus mediterranen Gefilden: Salbei, Thymian, Lavendel und Rosmarin. Pflanze sie am besten in durchlässige aber trotzdem gehaltvolle Kräutererde, damit sich keine Staunässe bildet.
Radieschen kannst Du im Frühling und dann wieder im Herbst auch in kleinere Pflanzgefäße und Balkonkistl direkt säen, Zwiebeln im Frühsommer.
Gute Nachricht – das beliebte Fruchtgemüse freut sich über volle Sonne und Wärme, sofern Du für eine regelmäßige Wasserversorgung sorgst. Gerade Tomate, Zucchini und Gurke brauchen einen großen Topf oder Kübel, um gut zu gedeihen.
Gerade ganz kleine Pflanzgefäße und Schalen sind eine Herausforderung. Aber auch dafür sind vor allem wunderschön blühende Pflanzen gewachsen: Mauerpfeffer, Fetthennen und Hauswurz benötigen kaum Wasser, dafür aber sehr viel Sonne und Trockenheit. Sie eignen sich auch um kleine Lücken zu füllen.
Der halbschattige West- und Ost-Balkon
Für den halbschattigen Standort im dicht verbauten Gebiet, das sind vor allem west- und ostseitig ausgerichtete Balkone und Terrassen, eignen sich die meisten Pflanzenarten. Unter den Kräutern gedeihen Schnittlauch, Pfefferminze, Basilikum, Petersilie und Zitronenmelisse hier besonders gut. Die Mischung aus halbwegs Sonne, aber weniger brütender Hitze macht's.
Diese Standorte sind auch ideal für Blattgemüse wie Salate, Mangold und Spinat. Achte bei Kopfsalaten und Spinat darauf, dass Du alle paar Wochen neue Pflanzen säst und pflanzt, damit ein stetiger Nachschub an diesen Vitaminbomben gewährleistet ist. Oder Du verwendest Pflücksalate und Mangold, die Du praktischerweise mehrmals abernten kannst.
Der schattige Innenhof
Auch Innenhöfe größerer Wohnhäuser werden immer öfter von den Hausbewohnern angeeignet und begrünt. Häufiger Nachteil: Es gelangt kaum Sonnenlicht dorthin. Aber keine Panik – auch in ganz schattigen Lagen gedeihen so einige Gewächse. Unter den Nutzpflanzen wachsen Waldmeister und Pfefferminze ebenso wie Walderdbeeren auch ohne direkte Sonnenstrahlen noch zufriedenstellend.
Schön schmücken kannst Du den Innenhof mit Farnen und Funkien, die vor allem durch unterschiedliche Blattfarben und bizarre Formen beeindrucken.
Frische Kräuter richtig trocknen – so geht's
- Ernte die Zweige möglichst langstielig
- Kräuter waschen, trocken tupfen und Abgestorbenes aussortieren
- Binde maximal 10 Zweige mit Zwirn zu Bündeln zusammen
- Kräuter nicht vermischen – jedes Kraut sollte für sich trocknen
- Beschrifte die Kräuterbündel, denn getrocknet sehen viele anders aus als frisch geerntet
- Hängen die Bündel mit dem Kopf nach unten an einem warmen, dunklen und luftigen Ort für 7-14 Tage auf
Getrockene Kräuter halten in etwa 1 Jahr. So kannst Du immer köstlichen Pfefferminz-, Salbei- oder Thymian-Tee genießen und Deiner Gesundheit etwas Gutes tun!
Basilikum Rezept-Tipp
Grünes Pesto mit Pinienkernen
- 1 Topf Basilikum
- 40 g Parmesan, frisch gerieben
- 50 g Pinienkerne
- 4 EL Olivenöl
- 2 frische Knoblauchzehen
- 1 TL Salz
Zubereitung
Pinienkerne ohne Fett unter Rühren hellbraun rösten und dann im Mixer oder Mörser fein mahlen. Basilikum waschen, trocken tupfen, fein hacken und zu den Pinienkernen geben. Knoblauch schälen, pressen und zu den anderen Zutaten geben. Öl und frisch geriebenen Parmesan zugeben und alles gut vermischen.
Schnittlauch Rezept-Tipp
Schnittlauchbutter
- 1∕2–1 Bund Schnittlauch
- 250 g Butter
- Zitronensaft
- Frisch gemahlener Pfeffer
- Salz
Zubereitung
Die Butter mit Pfeffer und Salz weißlich aufschlagen. Schnittlauch waschen, trocknen und in feine Röllchen schneiden. Dann mit dem Schneebesen vorsichtig unter die Butter rühren und mit Zitronensaft abschmecken. Passt perfekt zu Fischgerichten!
Oregano Rezept-Tipp
Hähnchenbrust mit Zitrone und Oregano
- 1 EL getrockneter Oregano
- 4 EL Olivenöl
- 1 EL fein gehackter Knoblauch
- 2 TL Paprikapulver
- 1,5 TL grobes Meersalz
- 0,5 TL frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
- Saft und Abrieb von 2 Bio-Zitronen
Zubereitung
Zutaten für die Marinade zusammenmischen und auf die Hähnchenfilets streichen. Fleisch für ein paar Stunden kalt stellen, damit die Marinade einziehen kann. Dann kommen die Filets für 10–14 Minuten bei direkter Hitze (150–175°C) auf den Griller – zwischendurch einmal wenden.
Petersilie Rezept-Tipp
Scharfe Garnelen vom Griller
- 1 Bund Petersilie
- 12 Stück große Garnelen mit Schale
- 2–3 Zehen Knoblauch
- Olivenöl
- 1 kleine rote Chilischote
- Salz
Zubereitung
Petersilie, Knoblauch und Chili klein hacken und mit reichlich Olivenöl vermengen. Garnelen salzen und in der Marinade wenden. Griller auf mittlere Hitze vorbereiten, den Rost leicht einfetten und die Garnelen von jeder Seite 2–3 Minuten gar grillen.
Mit Urban Gardening Farbe bekennen
Urban Gardening im Sonnwendgarten
Mittlerweile ist der Gemeinschaftsgarten auf über 70 (Hoch-)Beete angewachsen. Der Andrang ist riesig, darum werden die jährlich 10 neu hinzukommenden Haushalte per Los gezogen. Gemüse, Kräuter und Blumen sprießen reichlich in den Beeten, denn die Hobby-Gärtner dürfen sich in ihren Beeten frei entfalten. So entsteht eine einmalige botanische und internationale Vielfalt.
Der Sonnwendgarten bietet aber noch mehr: Drei Bio-Bienenstöcke mit über 40.000 Bienen, eine Pilzzucht, Kartoffelanbau in Türmen, ein Kinderbeet, ein nachhaltiger Kompostkreislauf,... 2019 kommen auch noch eine große Kräuterspirale, eine Photovoltaikanlage und eine Outdoorküche dazu.
Wie Du siehst, im Sonnwendgarten gibt es viel zu sehen! Schau mal vorbei – am einfachsten geht's mit der U1 oder S-Bahn bis zur Station Hauptbahnhof und dann noch ein paar Minuten zu Fuß.