Leiter oder Gerüst?
Vor dem Kauf einer Leiter oder eines Gerüsts solltest Du Dir überlegen, was für Dein Projekt wirklich erforderlich ist. Brauchst Du eher was für Außen- oder Innenarbeiten? Welche Höhe möchtest Du maximal erreichen? Ist die Nutzung überwiegend privat oder handwerklich? Bei einer Leiter solltest Du Dir zudem überlegen, ob Du sie an Gebäude oder Bäume lehnen kannst oder ob sie frei stehen soll, vielleicht willst Du sie auch auf eine Treppe stellen?
Für die meisten Projekte wird die Anschaffung einer Leiter ausreichend sein. Bei längeren oder schwereren Arbeiten empfiehlt sich die Verwendung eines Gerüsts. Auf ihm kann man problemlos auch größere Montage- und Wartungsarbeiten durchführen.
Die richtige Leitergröße ermitteln
Bei der Wahl der richtigen Leiter geht um die drei Maße: Standhöhe, Arbeitshöhe und Reichhöhe.
- Die Standhöhe (1) ist die maximale Höhe, die auf der Leiter bestiegen werden darf.
- Als Arbeitshöhe (2) wird der Bereich bezeichnet, in dem auf Körperhöhe gearbeitet wird, z.B. mit einer Bohrmaschine. Die mittlere Arbeitshöhe liegt bei etwa 1,50 m über der Standhöhe und variiert je nach Branche und Werkzeug.
- Die Reichhöhe (3) ist die Höhe, die von der Standhöhe aus erreicht werden kann. In der Regel liegt sie etwa 2,00 m über der Standhöhe.
Leiterlänge berechnen
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Sicher Arbeiten mit Leitern
Mit umfangreichem Zubehör kannst Du Deine Leiter ganz nach Deinen Wünschen ergänzen. Ein hochklappbarer Universal-Leiterntritt schafft einen sicheren Standplatz auf der Leiter durch eine mittig über der Sprosse angeordnete Trittfläche. Wandabstandshalter für Sprossenleitern sind mit oder ohne Ablagefläche erhältlich.
Diese und viele weitere Artikel dienen der Sicherheit oder erleichtern Dir das Arbeiten auf der Leiter. Welches Zubehör mit Deiner Leiter kombinierbar ist, erfährst Du direkt auf der Artikelseite oder von Deinem HORNBACH Mitarbeiter!
Vor dem Gebrauch der Leiter
Bevor Du zusammen mit der Leiter zur Tat schreiten wirst, solltest Du zur eigenen Sicherheit die folgenden Punkte beachten: Eignet sich die Leiter für das Vorhaben? Trägt die Leiter das GS-Sicherheitszeichen? Vor jeder Benutzung sollte die Leiter auf Beschädigungen geprüft und von Verunreinigungen befreit werden. Schmutz oder Öl können ein Sicherheitsrisiko darstellen. Lang genug muss die Leiter für das Projekt natürlich auch sein.
Info Norm EN 131
Die EN 131 ist eine europäische Norm für tragbare Leitern, die in verschiedene Teile gegliedert ist und unterschiedliche Arten von Leitern abdeckt. Diese Norm stellt sicher, dass Leitern hinsichtlich Stabilität, Rutschfestigkeit, Haltbarkeit und Festigkeit bestimmten Sicherheitsanforderungen entsprechen. Dabei unterscheidet die EN 131 zwischen:
- EN 131 Professional: Für den industriellen und gewerblichen Gebrauch mit höheren Ansprüchen an die Belastbarkeit und Sicherheit.
- EN 131 Non-Professional: Für den privaten Gebrauch mit angepassten, weniger strengen Anforderungen.
Neuerungen und Teile der Norm:
- Leitern über einer Länge von 3 Metern benötigen eine Standverbreiterung oder Traverse. (DIN EN 131 Teil 1)
- Belastungs- und Funktionstests sind vorgeschrieben, um Festigkeit und Durchbiegung zu prüfen. (DIN EN 131 Teil 2)
- Kennzeichnungsvorschriften und Anleitungen müssen Leitern beiliegen. (DIN EN 131 Teil 3)
- Seit Oktober 2020 gibt es zudem die DIN EN 131 Teil 4 für Leitern mit Sonderbauform wie Teleskop- und Mehrgelenkleitern.
Für Tritthocker (EN14183), Bodentreppen (EN14975), Teleskopleitern (EN131-6), mobile Leitern mit Plattform (EN131-7) und Anlege- oder Mehrgelenkleitern (EN131-4) gibt es seperate Anforderungen.
Die EN 131 wurde erweitert, um Unfällen vorzubeugen, die durch Stabilitätsmängel und ähnliche Probleme entstanden sind. Zertifizierte Produkte erkennen Sie an einer Kennzeichnung, die zeigt, ob die Leiter für den professionellen oder nicht-professionellen Gebrauch bestimmt ist.
Bestehende Leitern müssen nicht zwangsläufig ersetzt werden, sofern eine aktuelle und dokumentierte Gefährdungsbeurteilung die weitere Nutzung ohne Gefährdung bestätigt. Bei einer Neuanschaffung sollte dennoch auf die Einhaltung der aktuellen Norm geachtet werden. Lieferanten und Einzelhändler hatten eine Schonfrist, um Produkte nach alten Normen zu verkaufen, diese sind aber weiterhin als sicher eingestuft worden.
Die Leiter sicher aufstellen
Beim Aufstellen der Leiter musst Du einiges beachten, damit Du sicher arbeiten kannst. Der Untergrund muss eben, waagerecht, unbeweglich und darf nicht rutschig sein. Lehne wenn möglich Anlegeleitern an festen Flächen an. Du musst die Leiter außerdem im richtigen Anstellwinkel (bei Anlegeleitern Neigungswinkel 1:4) platzieren.
Sprossen und Auftritte müssen waagerecht sein. Öffne Stehleitern immer vollständig und bring sie nie von oben in eine neue Stellung. Du musst sie so platzieren, dass sie nicht seitlich umkippen können.
Leitern dürfen nicht zur Überbrückung benutzt werden. Und Vorsicht! Eigene Konstruktionen in Verbindung mit Leitern erhöhen das Unfallrisiko erheblich. Fenster und Türen (nicht Notausgänge) im Arbeitsbereich solltest Du vor dem Aufstellen der Leiter verriegeln. Falls die Leiter auf Verkehrswegen steht, musst Du sie durch Absperrungen, Warntafeln und ähnliches sichern.
Leiter richtig benutzen
Leitern sind nur für leichte Arbeiten von kurzer Dauer geeignet.
Nur mit festen und rutschsicheren Schuhen ist ein sicherer Halt beim Benutzen der Leiter möglich. Deine Hände sollten für den Auf- und Abstieg frei sein. Steig außerdem immer mit dem Gesicht zur Leiter auf- und ab und verstaue das Werkzeug und Material das Du brauchst in geeigneten Taschen. Übermäßige seitliche Belastungen, z.B. beim Bohren in Mauerwerk und Beton solltest Du vermeiden.
Stelle die Leiter im Freien bei ungünstigen Wetterbedingungen wie starkem Wind nicht auf und überschreite nicht die maximale Nutzlast der Leiter. Nicht zusätzlich gesicherte Anlegeleitern dürfen nur bis zur viertobersten Sprosse bzw. Stufe bestiegen werden, beidseitig besteigbare Stehleitern bis zur drittobersten Sprosse. Mehrzweckleitern in der Gebrauchsstellung „Stehleiter mit aufgesetzter Schiebeleiter“ darfst Du sogar nur bis zur fünftobersten Sprosse besteigen.
Die Größe von Stehleitern mit Plattform sowie von Podestleitern solltest Du so wählen, dass Du Dich bei der Arbeit nicht recken muss, um die maximal erforderliche Arbeitshöhe zu erreichen.
Reparatur und Lagerung der Leiter
Lass Reparaturen und Wartungsarbeiten von fachkundigen Personen entsprechend den Anleitungen der Hersteller vornehmen. Hinweise zur Lagerung der Leiter findest Du ebenfalls in der Anleitungen der Hersteller.
Die stabile Alternative: das Gerüst
Für längere oder schwerere Arbeiten nimmst Du statt der Leiter besser ein Gerüst. Das steht etwas stabiler und Du kannst problemlos auch größere Montage- und Wartungsarbeiten durchführen.
Einige eignen sich eher für Innenräume, andere haben im Außenbereich große Vorteile. Vor dem Kauf solltest Du Dir überlegen, welche maximale Arbeitshöhe notwendig ist und ob eine oder zwei Personen darauf arbeiten werden. Die gewünschte Reichhöhe kannst Du mit der Art und Anzahl der Module individuell festlegen.
Moderne Gerüste bieten bei geringem Gesamtgewicht eine hohe Stabilität und lassen sich ohne zusätzliches Werkzeug aufbauen. Transport und Aufbau sind somit auch wesentlich einfacher. Die Rahmenbauteile von kleineren lassen sich sogar in kleineren Lieferfahrzeugen transportieren. Wahlweise gibt es Faltrahmen zum Zusammenklappen, die noch handlicher sind und durch jede Tür passen. Die meisten sind fahrbar oder es sind Rollen als Zubehör erhältlich, sodass es nicht bei jedem Standortwechsel ab- und wieder neu aufgebaut werden muss.
Gerüst richtig aufbauen
- Für den Auf- und Abbau werden zwei Personen benötigt.
- Vor dem Aufbau musst Du überprüfen, ob alle notwendigen Teile und Sicherheitsvorrichtungen auf der Baustelle vorhanden sind.
- Die Arbeitsbühne muss lotrecht stehen und die maximale Abweichung von der Senkrechten darf nicht mehr als 1 % betragen.
- Nach Beschluss der Berufsgenossenschaft müssen Verstrebungsrohre bei 0,5 m über den Zwischenbühnen installiert werden.
- Du musst die Sicherungen nach dem Aufbau überprüfen und die Bremsen der Fahrrollen, wenn vorhanden, feststellen.
- Durchstiegsklappen müssen immer geschlossen sein – außer beim Durchsteigen.
- Halte unbedingt die maximal zulässige Belastung ein.
- Reiche Werkzeuge und andere Lasten immer von unten nach oben weiter, um die einzelnen Arbeitsebenen nicht zu überlasten.
- Beschädigte Elemente musst Du umgehend austauschen.
- Steht es im Freien oder in offenen Gebäuden, musst Du bei Windgeschwindigkeiten über 12 m/s, bei aufkommendem Sturm oder bei Schichtschluss beachten, dass fahrbare Arbeitsbühnen abgebaut, in einen windgeschützten Bereich gefahren oder durch andere Maßnahmen gegen Umkippen und Wegrollen gesichert werden.
Denk an Deine Sicherheit
Dir zuliebe solltest Du beim Aufbau an Deine Sicherheit denken. Gerüste sollten nicht anders als in der Gebrauchsanweisung des Herstellers beschrieben installiert und erst recht nicht um eigene Konstruktionen erweitert werden.