Rückblick: Kurz vor Weihnachten werden die Sorgenfalten größer und größer. Nachdem die niederländische Regierung im Zuge der zweiten Corona- Welle bereits einen Lockdown inklusive der Schließung von Bau- und Gartenmärkten zum 15. Dezember 2020 angeordnet hatte, zieht die Bund-Länder-Konferenz in Deutschland nach: Einen Tag später muss HORNBACH erstmals auch hier flächendeckend alle 96 Bau- und Gartenmärkte für Privatkunden schließen.
Im ersten Lockdown ab März 2020 hatten sie aufgrund ihres wichtigen Versorgungsauftrags noch zu den systemrelevanten Läden gezählt, die in fast allen Bundesländern geöffnet bleiben durften. Davon ist nun keine Rede mehr. Und es wird noch finsterer: Auch in der Slowakei, Tschechien, Österreich und Luxemburg gehen vor Jahresende die Lichter in den HORNBACH-Märkten aus.
Von 161 Standorten sind jetzt nur noch 21 regulär geöffnet, jeweils sieben in der Schweiz, Schweden und Rumänien. An der Börse sorgt diese Nachricht für helle Aufregung: Die Aktienkurse beider HORNBACH-Gesellschaften sacken um den Jahreswechsel herum kräftig ab.
Beeindruckende Zahlen
Schaut man genauer in einzelne Bewertungen hinein, wird schnell einer der Hauptgründe ersichtlich: echte Begeisterung für den Service „Reservieren und Abholen“. „Ich habe meine Artikel einfach online bestellt und bezahlt. Mit frei wählbarer Abholzeit und zugewiesenem Parkplatz ist es möglich, die Ware direkt und kontaktlos abzuholen. Einfach anrufen, Bestellnummer und Parkplatznummer durchgeben. Und schon bringt eine Mitarbeiterin die Artikel zum Auto. Klasse“, schreibt etwa Thomas H. aus Jena am 21. Januar.
Ganz ähnlich berichtet Johannes B. von seinem Erlebnis in Wien-Stadlau: „Die coronabedingte Umstellung auf Abholservice klappt hervorragend. Da die frei gewordenen Mitarbeiter die online ausgewählte Ware termingerecht vorbereiten, verkürzt sich mein Einkauf jetzt auf das Notwendige. Ausgezeichnet!“
Und Hermes A. aus Groningen kommt zu dem Urteil: “During the Corona lockdown, they have a well oiled and safe order pickup service.”
Ein Anstieg um 800 Prozent
Freilich ist der Service für HORNBACH nicht wirklich neu. Bereits im Juni 2011 hatte das Unternehmen die Option „Online reservieren und Abholen im Markt“ als erster Händler der DIY-Branche flächendeckend in Deutschland eingeführt. In den Folgejahren wurde das dafür verfügbare Sortiment stetig ausgebaut, die Zeit zur Bereitstellung von vier auf zwei Stunden verkürzt und der Service in alle Regionen ausgerollt.
Der Zuspruch stieg kontinuierlich, aber auf überschaubarem Niveau. Und dann kam Corona:
„Infolge der Pandemie hat das Reservieren und Abholen eine sehr viel höhere Bedeutung und Nutzung durch ganz viele Kunden erfahren“, freut sich Erich Harsch, Vorstandsvorsitzender der HORNBACH Baumarkt AG. „Begeistert hat mich, wie sich die Menschen bei HORNBACH angestrengt haben, um diesen Service mit sehr hohen Volumina möglich zu machen. Und wie viel Kreativität standortindividuell entstanden ist, um die Prozesse zu optimieren und für die Kunden möglichst komfortabel zu gestalten.“
Hunderte Aufträge an einem Tag
Auch in Schweden haben Mitarbeiter, hier Kim Bergström aus dem Markt in Borås, Waren kontaktlos an die Kunden übergeben.
Wochenweise neue Öffnungsvarianten
Den HORNBACH-Besuch als Event managen
Völlig neu ist in Deutschland eine Maßnahme, die von der Bundesregierung Mitte März für den Einzelhandel beschlossen wird: Zutritt bei Inzidenzwerten zwischen 50 und 100 nur noch nach vorheriger Terminvereinbarung.
„Die Information kam im Laufe eines Mittwochs und die neue Regelung sollte bereits am kommenden Montag verbindlich gelten“, erinnert sich Valentin Felten. „Wir haben dann kurzerhand ein digitales Eventmanagementtool umprogrammieren lassen. Denn ob ein Kunde nun einen Termin für eine Veranstaltung bucht oder für einen Einkauf im Markt, macht technologisch keinen großen Unterschied.“
Hoch war allerdings der Aufwand für das Einstellen der zahlreichen Terminfenster für die vielen Märkte. „Wir haben sozusagen aus jeder Stunde HORNBACH Besuch eine eigene Veranstaltung gemacht“, erinnert sich Sarah Bender, die mit einem schnell zusammenberufenen Projektteam aus den Bereichen "Marketing" sowie "Marktprozess Betrieb und Entwicklung" für die Aktualisierung des Tools verantwortlich war.
„Das hat dann natürlich auch bedeutet, dass wir bei jeder Veränderung wieder Hand anlegen mussten. Wenn die Region eines Marktes etwa plötzlich über der 100er-Inzidenzmarke lag, mussten wir die Termine löschen und die Kunden, die bereits gebucht hatten, entsprechend informieren. Es gab auch Kunden, die wir benachrichtigen mussten, weil sich nach ihrer Terminbuchung noch eine Pflicht zu einem negativen Testnachweis ergeben hatte.“
Mit der Testpflicht sinken die Besuche
„Ich fand es toll, dass die Kollegen in der Verwaltung es so schnell hinbekommen haben, ein passendes Tool zu bauen und dann auch zu pflegen. Das hat wirklich super funktioniert, die Zusammenarbeit war sehr positiv“, sagt Michael Behling, HORNBACH-Marktmanager in Essen.
„Viele Kunden waren damit aber gerade zu Beginn noch überfordert. Gut 70 Prozent sind lieber zum Markt gefahren und haben vor dem Eingang einen Anmeldezettel ausgefüllt. So kannten sie es auch von ihren Einkäufen in der Stadt, wo etliche Händler ja gar keine digitale Terminvereinbarung angeboten hatten.
Anders als „Click & Meet“, das nur in einem begrenzten Zeitraum erforderlich war und eher zurückhaltend genutzt wurde, erfreut sich „Reservieren und Abholen“ auch noch Wochen nach den Schließungen, als längst wieder ein normaler Einkauf im gesamten Markt möglich ist, weiter großer Beliebtheit.
Selbst in Schweden, wo die Märkte zu keinem Zeitpunkt geschlossen waren, wird die Möglichkeit, Waren online zu reservieren und dann fertig kommissioniert am Markt abzuholen, heute wesentlich stärker genutzt als vor der Pandemie. Hier haben die Märkte das sogenannte „Curbside Pickup“, die kontaktlose Übergabe der Ware in speziellen Parkbuchten, regelrecht perfektioniert.
Aber auch in anderen Regionen sind innovative Lösungen im Laufe der Corona-Pandemie entstanden. Der Markt im österreichischen Gerasdorf hat beispielsweise im Dezember 2020 mit Bordmitteln und Produkten aus dem HORNBACH-Sortiment für gewerbliche Kunden eine Abholstation für reservierte Waren im Außenbereich aufgebaut. Vorteil: Die Kunden können hier auch außerhalb der Öffnungszeiten die Fächer öffnen und Waren abholen.
Den Bedürfnissen immer besser gerecht werden
„Die Kolleginnen und Kollegen in den Märkten sind in dieser Ausnahmesituation kreativ geworden, haben beherzt zugepackt und Lösungen gefunden, die unsere Kunden nachhaltig überzeugen“, freut sich Oliver Heiligenstein. Er leitet in der Konzernzentrale das Team „Marktprozess Betrieb“, das in den vergangenen Monaten besonders intensiv mit den Märkten kooperiert und die Weiterentwicklung vieler Lösungen vorangetrieben hat.
Die Abholstation aus Österreich etwa gilt längst als „Best Practice“ und diente als Vorlage für eine zweite Version, die in Rekordzeit entwickelt wurde und aktuell an vielen Standorten aufgebaut wird. Der Servicegrad soll stetig steigen – und mit ihm die Zufriedenheit der Kunden.
Doch in der gleichen Befragung sind auch Handlungsfelder sichtbar geworden: Rund ein Viertel der Befragten hat sich darüber geärgert, dass die Ware nicht zum Wunschzeitpunkt abgeholt werden konnte, da die entsprechenden Zeitfenster bereits ausgebucht waren.
Einige wünschen sich kürzere Wege, andere flexible Abholorte. Für Jan Hornbach, Geschäftsführer International der HORNBACH Baumarkt AG, liegt die entscheidende Erkenntnis auf der Hand: „Corona hat viele Entwicklungen stark beschleunigt, etwa den Wunsch der Kunden nach mehr Bequemlichkeit beim Einkauf und nach einer höheren Servicequalität.
Viele neue Möglichkeiten werden dankbar angenommen und stark genutzt. Unser Ziel muss es sein, den sich ändernden Bedürfnissen unserer Kunden immer wieder und immer besser gerecht zu werden und ihnen ein perfektes Einkaufserlebnis zu bieten.“