Ferdinand Cheval (1836–1924) war Postbote. Und er wollte sich sein eigenes Grabmal errichten. 33 Jahre lang arbeitete er im südfranzösischen Hauterives am „Palais idéal“, seinem idealen Palast. Unter der Erde baute er eine Gruft mit Labyrinth. Über der Erdoberfläche entstand – inspiriert von den Bildern auf Postkarten und Zeitschriften, die er tagtäglich zustellte – ein bizarres Gesamtkunstwerk, eine Mischung aus Hindutempel, Moschee und der Höhle der Jungfrau Maria. Auf den Torbögen und Türmen und der Fassade treffen Löwenfiguren auf Geparden, Elefanten, Hirsche. Mittendrin Julius Cäsar, ein gehörnter Dämon – und Adam und Eva. Pilger wandern zwischen Fabelwesen bis zur Spitze des Palastes.

Das Baumaterial für seinen Palast, Steine, entdeckte er auf einer seiner Briefträger-Routen am Wegesrand. Jeden Tag transportierte er einen Teil 30 Kilometer nach Hauterives. Zunächst in seinen Taschen, dann in Körben – und schließlich mit seiner selbst gebauten Schubkarre.

Erst nach der Vollendung seines Werkes erfuhr Cheval, dass er sich den falschen Platz für sein Grab ausgesucht hatte: Laut Gesetz darf eine Bestattung nur auf einem Friedhof erfolgen. Also begann er von vorn und baute auf dem örtlichen Friedhof einen Ableger seines idealen Palastes: Nach seinem Tod, 12 Jahre später, konnte er in seinem „Grab der Stille und der Erholung“ beigesetzt werden.

Ferdinand Chavel baute sich sein eigenes Grabmal: Den Palais idéal in Hautrive.

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Ein Baumhaus allein reichte ihm nicht. Zwei sollten es sein, miteinander verbunden durch eine Hängebrücke. Der Fotograf und Filmemacher Foster Huntington begann 2014 mit dem Projekt „The Cinder Cone“, zu deutsch: „Der Aschenkegel“, auf dem gleichnamigen kleinen vulkanischen Berg in Skamania County in Washington. Hier wollte er seinen Kindheitstraum verwirklichen. Mit Freunden machte er sich ans Werk. Gemeinsam bauten sie ein Baumhaus, dessen Dimensionen weit über Huntingtons ursprünglichen Kindheitstraum hinausgingen: Sie statteten das Innere des Baumhauses mit einem kompletten Mobiliar aus Bett, Tisch, Stuhl und Bücherregalen aus. Außerdem sorgten sie für Strom und bauten einen kleinen Ofen ein. Zu Füßen des Doppelbaumhauses bauten sie einen riesigen Skaterbowl für die warmen Nächte und ein feuerbeheiztes Badefass für die kalten. All das vor der malerischen Kulisse und den Bergen des Skamania County. Ein Jahr dauerte der Bau des luxuriösen Baumhauses, das bis heute von Huntington und seinen Freunden genutzt wird.

Das selbstgebaute Baumhaus Cinder Cone von Foster Huntington steht in Skamania County, Washington.

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Ein Haus auf einem Felsen, mitten in der Drina, dem Grenzfluss zwischen Serbien und Bosnien und Herzegowina. Auf diese verrückte Idee kamen Kajakfahrer. Ein Jahr zuvor hatten Jugendliche nach einem Platz gesucht, wo sie sich am Flussufer sonnen konnten – und kurzerhand aus den Brettern eines ausgedienten Schuppens eine Liegeplattform gebaut. Das perfekte Fundament. Die Kajakfahrer errichteten darauf 1969 eine Schutzhütte für Wasserwanderer. Kleinere Bretter transportierten sie mithilfe von Booten und Kajaks auf die Felseninsel, größere ließen sie flussaufwärts ins Wasser gleiten und fischten sie an der Insel aus dem Fluss. Neben dem großen Sonnendeck verfügt das Haus nur über ein kleines Zimmer im Innern. Seit dem Bau wurde das Flusshaus mehrmals vom Hochwasser fortgerissen, aber immer wieder neu aufgebaut.

Das Drina Flusshaus ist ein Schutzhütte für Wasserwanderer und steht auf einem Felsen mitten im Grenzfluss Drina zwischen Serbien, Bosnien und Herzegowina.

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Rund 50.000 Dosen hatte John Milkovisch gesammelt – doch lange Zeit wusste er nichts mit ihnen anzufangen. Bis er Anfang der 1970er-Jahre die zündende Idee hatte: Milkovisch schnitt die Bierdosen auf, drückte das Metall platt und begann, die Fassade seines Hauses in Texas damit zu verkleiden. Weil ihm das nicht reichte, machte John Milkovisch aus dem Metall der Dosen auch noch Girlanden, hängte sie als Windspiel an das Dach des Hauses. 18 Jahre lang dekorierte er die Fassade des Hauses mit den Dosen und freute sich über die erstaunten Reaktionen der Passanten. Nach Milkovischs Tod Mitte der 1980er-Jahre blieb seine Frau Mary im Haus, ihre Söhne kümmerten sich um die Instandhaltung. Nachdem auch Mary Milkovisch 2002 verstorben war, wurde das Haus von der gemeinnützigen Kunst-Organisation „The Orange Show“ erworben und restauriert. Seitdem kann es von der Öffentlichkeit besichtigt werden.

John Milkovisch hat die Fassade seines Haus in Texas mit 50.000 Bierdosen verkleidet.

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Keine Baupläne, keine Baugenehmigung, keine Erfahrung: Nikolai Sutyagin wollte das Gebäude seiner Nachbarn an Höhe übertreffen – mit einem Holzhaus, das 13 Stockwerke hoch in den Himmel ragen sollte. 1992 begann er im nordrussischen Archangelsk mit dem Bau eines Holzhauses, inspirieren ließ er sich von schlichten japanischen und norwegischen Holzhäusern. Nach 15 Jahren Bauzeit war das Gebäude 44 Meter hoch – und damit das damals höchste Holzhaus der Welt. Das kam aber nicht überall gut an: Einige Nachbarn protestierten gegen das Bauwerk und nannten es „Monster“. Die Stadtverwaltung von Archangelsk befand, das Gebäude sei brandgefährdet, ein im Haus entfachtes Feuer könne den gesamten Ort zerstören. Sutyagin, der bereits vorbestraft war, landete für vier Jahre im Gefängnis und konnte sein Haus nicht fertigstellen. Währenddessen verfiel das Haus zusehends – bis die Behörden 2008 beschlossen, es abzureißen. Obwohl große Teile des Hauses bereits abgebaut waren, wohnte Sutyagin mit seiner Frau auf den verbleibenden unteren beiden Stockwerken. Doch 2012 fing das einstige Riesenhaus Feuer und brannte komplett ab. Bis heute wurde es nicht wieder aufgebaut.

Das höchste Holzhaus mit 13 Stockwerken hat Nikolai Sutyagin in Archangelsk in Russland gebaut.

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Text: Esther Acason | Beitrags- und Teaserbild: Hemispheres/laif