Jetzt oder nie: Lili baut einen Tischkicker
Dieses Jucken in den Fingern: Lili hat in ihrer Jugend gern gekickert. Lange ist das her. Viel zu lange, findet sie. Und beschließt, sich einen eigenen Tischkicker zu bauen. Anpfiff zum Workshop – mit CNC-Fräse und viel, viel Schleifarbeit.
Ich weiß noch genau, wie ich das erste Mal am Kicker stand, wie ich die Griffe durch meine Finger gleiten ließ, den kleinen Ball erst gegen die Wand gepfeffert, ihn dann im Nachschuss mit Schwung im Torloch versenkt habe. „Boah, Lili, die erste Regel … Kurbeln ist verboten, das war ein Foul“, kommentierte mein Vater. Es war Weihnachten, ich etwa zehn Jahre alt – und die Lust am Kickern geboren.
Fast 20 Jahre später spüre ich wieder einmal ein deutlich vernehmbares Jucken in meinen Fingern. Der Tischkicker meiner Jugend hat bei einem Umzug eine neue Familie gefunden. Warum also nicht einen neuen Kicker selber bauen? Aus edlem Holz sollte er sich gut in meinem Wohnzimmer machen. Ganz allein traue ich mir das Projekt nicht zu. Also besuche ich André Mirtschink im gemeinnützigen Verein Tagwerk in Bautzen. Dort hat er seine offene Tischlerei und baut gerade sein Start-up Kicker-Rabatz auf. Er will vor Ort und mobil Workshops geben. Mit mir ist ein zweitägiger Crashkurs geplant. Damit es in der Zeit zu schaffen ist, packt André mit an. Normalerweise dauert so ein Workshop etwa eine Woche.
Text: Lilith Grull | Fotos: Stephan Floss