Kashei mitten im Gefecht. Ob der kleine Roboter mit der Axt auf dem Rücken in einem Stück aus der Arena zurückkehrt? Das wissen seine Schöpfer nicht. Aber sie tun alles dafür. Nicht nur in der Schlacht. Und nicht nur für Kashei. In ihrer Werkstatt tüftelt das Team RCC in jeder freien Minute an der perfekten Konstruktion seiner Kampfroboter.

Leo van Miert, Mario de Jongh, Babeth van Son und Niels Schotten über Chancengleichheit in der Arena, Roboterliebe, Momente der Magie und die Unfähigkeit, sich Roboternamen merken zu können.

Leo van Miert, Mario de Jongh, Babeth van Son und Niels Schotten mit ihren Robotern bei Kampf der Roboter;
Die Teammitglieder von links nach rechts: Niels, Mario, Babeth und Leo

Leo van Miert

Der Teamchef und Elektriker Leo van Miert bohrt an seinem Kampfroboter;

Leo Van Miert

Teamchef | Elektriker | Fahrer

„Gerade rollt eine riesige Revival-Welle: BattleBots und Robot Wars sind weltweit zurück im TV. Selbst in Ländern wie Russland, China, Indien. Ich finde das großartig! Wer hätte das gedacht, als die BBC Anfang der 1990er mit Robot Wars um die Ecke kam? Ich nicht. Trotzdem war es sofort um mich geschehen, als ich die Sendung vor 20 Jahren zum ersten Mal gesehen habe. Die Chancengleichheit in der Arena ist einzigartig. Jeder Roboter kann jederzeit verlieren – egal ob er 200 oder 2000 Euro gekostet hat. Das ist doch fantastisch! Wo gibt es das sonst? Genau diese Spannung ist es, die mich bis heute fasziniert.

Mit ein paar Freunden habe ich damals dann einfach losgelegt: Wir haben zwei Roboter gebaut. Wissen hatten wir keins. Aber grenzenlose Motivation. Das ist bis heute der Schlüssel: Man lernt durch Ausprobieren. Dinge, die funktionieren, werden weiterentwickelt – was nicht funktioniert, wird eingestampft. Wenn ein Roboter beschädigt wird, wird repariert. Ist er völlig zerstört, war er nicht gut genug und muss ersetzt werden. So einfach. Das ist das Prinzip der Roboterkämpfe. Schon kurz nachdem wir losgelegt hatten, wurden wir für die holländische Version von Robot Wars angefragt. Das war genial. Und der Startschuss für das Team RCC.“

Mario de Jongh

Der Pneumatiker Mario de Jongh schweißt in der Werkstatt an einem Roboter;

Mario De Jongh

Schweißer | Pneumatiker

„Die Roboter werden mit der Zeit Teil meines Selbst. Sie brauchen Zuwendung und Pflege: Batterien und CO2-Flaschen tauschen, wenn alles gut geht. Fehlersuche und Reparatur in allen anderen Fällen. Jeder Kampfschaden beweist, dass die Idee nicht gut genug war. Zeit, loszulassen und neue Wege zu gehen. Entwickeln, verbessern, verändern, anpassen. Das ist der Kern. Die Herausforderung: Mobilität, Widerstandsfähigkeit, Angriffspower müssen mit Platz-, Gewichts- und Budgetbegrenzung vereint werden.

In der Arena dann ist alles Wettkampf. Sieg und Niederlage. Und trotzdem ist der Zusammenhalt in der Community immens: Es passiert nicht selten, dass ein Team mit einem Roboter gewinnt, der mit fremden Teilen und von einem anderen Team repariert wurde. Das kommt daher, dass jedes Team besondere Stärken ausgebildet hat. Die einzigen kommerziell erhältlichen Bauteile sind die Elektromotoren. Alles andere ist die Leistung der einzelnen Teams. Was in der Arena an Wettkampferfahrung und Technik-Knowhow zusammenkommt, ist unbeschreiblich. Und wenn eben ein Team bei einem Problem nicht weiterkommt, hat mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ein anderes die Lösung. Und die wird auch geliefert. Schließlich wollen alle, dass der Kampf weitergehen kann. Dafür sind alle da. Dafür arbeiten alle.“

Babeth van Son

Babeth van Son bohrt in der Werkstatt an einem Roboter;

Babeth Van Son

Fahrerin | Detailarbeiterin

„Roboterbau ist Transformation. Die Verwandlung von Metall und Plastik in Charakter. Von einer Maschine in ein Wesen. Die Ideen dafür kommen von den Jungs: Ein entspannter Abend, ein paar Bierdeckel und ein Bleistift – ich bin immer wieder fasziniert, was dabei herauskommt. Ihre Kreativität ist unerschöpflich. Die kniffligen, kleinteiligen Arbeiten sind eher meine Spezialität. Ich habe einfach die zierlichsten Hände von uns. So ist es.

Leo schwärmt immer davon, wie alles um ihn herum verschwindet, wenn er in der Arena ist. Er liebt diese Momente der vollkommenen Konzentration. Es gibt dann nur ihn und die Roboter. Bei mir ist das anders: Ich genieße am meisten die Momente zwischen den Kämpfen. Wenn Jung und Alt zu uns an die Werkbänke kommen, Bilder machen, und man in ihren Gesichtern mitverfolgen kann, wie unsere Begeisterung auf sie überspringt. Von neugierigen Blicken zu staunenden. Von skeptischen zu bewundernden. Auch eine Art der Transformation. Es ist Magie. Und es erinnert mich immer daran, wie bei mir alles angefangen hat: Ich hatte gerade diesen schrägen Typen kennengelernt. Als ich ihn zum ersten Mal nach Hause einlud, war gleich seine erste Frage: „Kannst du BBC 2 einschalten? Es läuft Robot Wars!“ Dieser schräge Typ ist Mario. Heute ist er mein Mann. Und die Kampfroboter waren von Anfang an dabei.“

Niels Schotten

Niels Schotten programmiert einen Roboter an seinem Laptop in der Werkstatt;

Niels Schottencad

Designer

„Ich habe ein unfassbar schlechtes Gedächtnis. Ich kann mir weder Kämpfe merken, noch Roboternamen. Ich mag unseren Roboter mit der vertikalen Drehscheibe. Wie heißt der nochmal? (Anm. d. Redaktion: Wir vermuten, er spricht von Valkiri.)

Wir haben bei Mario eine fantastische Werkstatt. Sie ist ein Segen. Und das Ergebnis von über 15 Jahren Roboterbau. Wir bauen eher nach Ideen als nach genauen Plänen. Wir bohren, schweißen, biegen. Seit kurzem habe ich eine CNC-Fräse. Natürlich um damit Roboterteile zu bauen. Zu kaufen gibt es die ja nicht so, wie wir sie brauchen. Damit ist mein größter Traum in Erfüllung gegangen.

Wenn unsere Roboter in den Kämpfen kaputt gehen, reparieren wir sie. Sie sterben nicht, sie werden wiederbelebt. Oder wiedergeboren. Das ist eine permanente Herausforderung. Sie hält einen immer auf Trab. Schärft die Sinne. Hält den Adrenalinspiegel hoch. Neue Wege zu gehen, Dinge neu zu denken – das ist das Spiel. Das hat mich schon immer an der Sache fasziniert. Und das hört nie auf. Eigene Ideen, neue Technologien, Learnings aus der Arena: Auf allen Ebenen entwickelt sich alles permanent weiter. Im Zusammenspiel und unabhängig voneinander. Deshalb wird sich dieses Karussell auch immer weiter drehen. Aussteigen gilt nicht. Wer einmal drinsitzt, kommt nicht mehr raus. Das ist Robot Wars.“

Regie: Benjamin Kuschnik | Kamera: Simon Hollmann