Die Burg aus Granit
Türme, Zinnen, Zugbrücken – so thront die „Jakubzburg“ auf ihrem Hügel. Der Burgherr und Erbauer: Kein Mittelalter-König, sondern André Jakubetz aus Mortka.
Am Anfang: ein Hügel aus Asche, Bergbauhinterlassenschaft. „Bei Nacht und Nebel hatten Leute dort alles verklappt, was sie loswerden wollten“, erzählt André Jakubetz. Elf Großcontainer füllt er mit dem Schutt, um sein Grundstück freizuräumen. Und entdeckt darunter zehn Granitsteine. Mächtige Blöcke. Zu schade, um sie einfach wegzuschmeißen. „Mit denen muss man doch etwas anfangen“, denkt er sich. Das war 2006.
André Jakubetz
In der Gegend um Kamenz und Bautzen gab es früher viele Granitsteinbrüche. Häuser bestehen traditionell im unteren Teil aus Granit, im oberen aus Backstein. Für das Innere der Burg braucht André daher auch viel Backstein. Um an Material zu kommen, gründet er eine kleine Baufirma mit vier bis fünf Helfern. „Wir haben den Leuten, die in der Gegend neu bauen wollten, angeboten, die alten Höfe auf ihren Grundstücken kostenlos abzureißen – wenn wir dafür das Baumaterial mitnehmen konnten. Das war der Deal.“
41 alte Höfe reißen sie für die „Jakubzburg“ ab, richten eine Werkstatt neben der Praxis ein, außerdem besorgt André Holzbalken von Abrisshäusern aus Dresden. „Die Hölzer der Bauernhöfe waren für tragende Decken nicht so geeignet, da brauchst du Hölzer, die schon mal über Flüsse geflößt worden sind. Die sind viel stabiler und resistenter gegen jede Art Wurmbefall“, sagt er.
André Jakubetz
Am 15. September 2012 wird die Burg eingeweiht. Stillstand war seither trotzdem nicht. André hat noch eine Scheune für Radler gebaut (der Ort liegt an zwei Radwanderwegen), eine Theaterbühne (auf der nun sogar die Landesbühnen Sachsen gastieren) und zuletzt einen Parkplatz. Für 2022 hat er schon ein neues Projekt: ein Dorf, zwölf Häuser im mittelalterlichen Fantasiestil, dazu eine Kirche. „Meine Frau sagt manchmal zu mir: Du unterschreibst mir jetzt, dass wir irgendwann mit dem Bauen aufhören.“ Ihre Chancen, das weiß sie selbst, stehen nicht besonders gut.
Die „Jakubzburg“ in Zahlen:
- Planungszeit: rund zwei Jahre
- Bauzeit: 1. Oktober 2008 bis 15. September 2012
- Hauptbaukörper: Fläche von 20 mal 20 Metern
- Materialien: Granit, Holz, Eisen, Beton, Backstein
- Kapazität: Der „Große Saal“ bietet 120 Sitzplätze
Text: Volker Corsten | Fotos: André Jakubetz, Thorsten Kellermann