Das selbst gebaute Fitnessstudio
Sport treiben, wie man will. Das ist Joel Fröhlicher wichtig. Weil er das nirgends fand, baute er sein eigenes Fitnessstudio selbst aus. Mit Materialien vom Baumarkt.
Ein gut ausgestattetes Fitnessstudio. Mit viel Platz für individuelles Training. Oder professionelle Betreuung. Vor allem: Mit besonderer Handschrift beim Innenausbau. Das gab es bisher noch nicht, jedenfalls nicht in Biel, Joel Fröhlichers Heimatort im Nordwesten der Schweiz. Nach 20 Jahren als Eishockey-Profi will er mit intensivem Training fit bleiben. Sein Entschluss: ein eigenes Fitnessstudio – oder wie er es nennt: Athletic Performance Center – bauen, auch für andere Sportbegeisterte. Die Idee spukt ihm schon seit Langem im Kopf herum.
Jetzt macht Joel Nägel mit Köpfen. Schreibt einen Business-Plan, sichert die Finanzierung. Dann geht’s ans Eingemachte: Beim Bauen ist Joel in seinem Element. Als Kind waren es Baumhäuser, ab jetzt wird’s eine Nummer größer. Oder gleich ein paar mehr. Joel entdeckt ein altes Industriegebäude. Rohbau, 1000 Quadratmeter Fläche. Mitten im Naturschutzgebiet, mit Ausblick auf die Schüss. Ein Glücksgriff.
Der Plan
Ein dreigeteiltes Studio. Kraftstationen im Erdgeschoss mit viel Platz – 400 Quadratmeter – für Training und Kurse. Ausdauergeräte und Sprintanlagen im Obergeschoss – auf der großen Außenterrasse eine Wellnessoase mit Whirlpool und Kältebad. Plus: Massage-, Physio- und Loungebereich. Klingt gut, wird auch gut.
Also ab zum Baumarkt. Um sich mit (fast) allem einzudecken, was Joel braucht. Jede Menge OSB-Platten zum Beispiel. Für Wandverkleidungen, teils auch Böden. Für Möbel, Umkleidekabinen, Tische und die Bar im Erdgeschoss. Es geht gut voran. Dann der Unterbau, darauf sollen Kraftstationen fürs Extremtraining stehen. Natürlich aus OSB-Platten. Euphorisch baut Joel los. Und stellt fest: Für das extrem hohe Gewicht sind die zu schwach, splittern leicht. Was nun? Joel ist pragmatisch. Einfach noch eine Schicht OSB-Platten drauf. Kostet ein paar Wochenenden. Egal, gutes Training.
Weiter geht’s. Aus Europaletten wird im Erdgeschoss die Rezeption, ein Bistro mit Sitzecken. Aber Joel ist noch lange nicht fertig. Er legt Fallschutzmatten aus dem Gartenbereich als Unterlage für die Fitnessstationen aus. Macht den Gang zwischen den Kraftstationen rutschfest, mit Kunstrasenflächen.
Die Zutaten für mein Athletic Performance Center: viel Leidenschaft, viel Arbeit.
Joel Fröhlicher
Dann die Elektronik. Joel sieht ein: Er kann vieles, aber nicht alles. Der Elektriker verlegt die Anschlüsse, Steckdosen, schließt neue LED-Lampen an. Dann kann Joel wieder anpacken: getrocknete Schwemmholzstücke aus dem benachbarten Fluss abschleifen, sie an Decken und Wänden anbringen. Für den rustikalen Look.
Was noch fehlt: Schließfächer. Müssen sein. Die holt sich Joel bei Ebay: 50 Stück zum Schnäppchenpreis. Aus OSB-Platten hat er Schränke gebaut, da kommen die Schließfächer rein. Auf der Terrasse baut Joel einen Whirlpool mit einem Unterbau aus Paletten. Dann der letzte Schliff: Kunstrasen und Gummi-Unterlagen fürs Krafttraining an der frischen Luft.
Nach einem Jahr Bauzeit und viel Schweiß ist er da: der große Moment, die Eröffnung des Fitnessstudios. Alles steht – und hält dem Training stand. Die ersten Kunden, der erste Kurs. Ein voller Erfolg. Und Joel? Ist überglücklich. Stolz auf das, was er geschaffen hat. Zieht die Trainingsjacke aus, trainiert mit. Vielleicht ja schon fürs nächste Bauprojekt.
Joels Fitnessstudio in Zahlen:
- Gesamtfläche: 1000 Quadratmeter
- Materialpreis: ca. 300.000 Euro, davon rund 250.000 für Material und Sportgeräte
- Planung: rund ein halbes Jahr
- Arbeitszeit: rund ein Jahr (bis spät in die Nacht oder am frühen Morgen)
Text: Esther Acason | Fotos: Joel Fröhlicher & Alex Dietrich