Das selbst gebaute Amphitheater
Haydar Zorlu hat sich ein Theater gebaut. Nicht irgendeins. Sondern ein Amphitheater nach antikem Vorbild auf seinem Grundstück in der Türkei.
Beim Bau hat ein Maurer aus der Region mit angepackt. Mit Startschwierigkeiten: Er hatte die von Haydar eigenhändig festgelegte Linie für die erste Sitzreihe verschoben, sodass kein Halbkreis mehr, sondern ein halbes U entstand. Wegen der Statik. Das wollte aber Haydar nicht. Ein Halbkreis ist besser für die Akustik. Ihr Kompromiss: Die Sitzreihe bleibt ein Halbkreis, das halbe U gibt es aber auch – verschwunden im Hintergrund. Es bildet das Fundament für das Amphitheater. Das hält nun hinten und unten die Erdmasse sicher am Platz. Es verstärkt unsichtbar die Reihen und verhindert ein Abrutschen der Erdmasse.
Um auch abends und im Dunkeln vor das Publikum treten zu können, verlegte Haydar unter den Sitzreihen Röhren und Kabel für die Beleuchtung. Auch ein Toilettenhaus baute er für die Gäste. Im Oktober 2018 stand Haydar das erste Mal vor Publikum, rund 60 Menschen kamen zur Premiere – fertig ist sein Amphitheater aber nach vier Jahren noch nicht: „Das Theater ist wie der Kölner Dom“, scherzt der in der Türkei geborene Kölner. Eine Dauerbaustelle. Und sein Herzensprojekt – selbst wenn er zwischendurch auch mal alles hinschmeißen wollte und nicht fassen konnte, was sie sich da eigentlich eingebrockt hatten. Haydar verlor ordentlich Gewicht durch die schwere körperliche Arbeit: „Es war eine harte Zeit, aber wir, meine Frau Mücella und ich, haben immer nach vorne geschaut.“ Von der täglichen Arbeit in der Hitze in Kalk und Sand der Steine eingehüllt, fuhr er abends zehn Kilometer zum Meer und wusch dort alles ab. Am nächsten Tag war er wieder voller Tatendrang. Das Ziel verlor er dabei nie aus den Augen: sein Theater.
Text: Catharina König | Fotos: Haydar Zorlu