MACHER: Einen eigenen Campingwagen zu bauen – wie bist Du darauf gekommen?

Tom Mergel: Die Idee dafür hatte ich 2016 in meinem Kroatien-Urlaub. Dort war ich mit meinem Smart Roadster und einem ausgeliehenen, kleinen Anhänger zelten. Zusätzlichen Platz für Gepäck zu haben, das war unheimlich praktisch.

Nach dem Urlaub hab ich direkt mit der Suche nach einem kleinen Wohnwagen begonnen und bin dabei auf das „Teardrop“-Konzept gestoßen. Das sind kleine tropfenförmige Wohnanhänger, die neben einem Schlafplatz auch eine kleine Küche bieten, an der man von außen kochen kann. Leider sind diese Anhänger vergleichsweise teuer und vor allem zu schwer für mein Auto – das darf maximal 300 Kilogramm ziehen. Also war die einzige Möglichkeit: Selber bauen. Auf den Schlafplatz musste ich dabei aber verzichten. Wegen des Gewichts.

Dein Anhänger ist einzigartig, TÜV-geprüft natürlich. Worauf bist Du besonders stolz?

Dass es einen solchen Anhänger mit einer solchen Ausstattung bei dem geringen Gewicht nicht noch einmal gibt. Neben Platz für Reisegepäck und das Zelt ist hinten auch eine Küche mit Kühlschrank und Spüle verbaut. Unter der Arbeitsfläche kann man eine Gasflasche sicher transportieren, sodass man zum Kochen einen normalen Campingherd betreiben kann. Auf den Campingplätzen wird die gesamte elektrische Anlage durch eine 230 V Einspeisung versorgt. Für unterwegs kann ich während der Fahrt eine Kühlbox im Gepäckraum über eine 12 V Steckdose benutzen. Auch die gesamte Beleuchtung der Küche kann vom Auto aus versorgt werden.

Ziemlich viel Handwerk. Und das hast Du Dir zugetraut?

Klar. Schon als ich noch klein war, war ich immer bei allen Bau-Aktionen dabei, die mein Vater, ein gelernter Techniker, bei uns am Haus durchgeführt hat. Dadurch hab ich schon sehr früh den Umgang mit Werkzeugen gelernt. Die Ausbildung zum Elektroniker hat dann ihr Übriges getan. Sachen bauen, die funktionieren, das bringt mir einfach Spaß.

Der 23 jährige Ingenieur Tom Mergel hat sich einen eigenen Campinganhänger gebaut. Auf 5,6 Quadratmeter hat er alles, was man zum Camping braucht.

Wie hast Du das Projekt vorbereitet?

Die Planung hat ungefähr ein halbes Jahr gedauert. Zuerst hab ich mich über den generellen Aufbau von Pkw-Anhänger-Fahrgestellen informiert und welche gesetzlichen Vorschriften ich dabei beachten muss. Das war ziemlich einfach. Komplizierter waren die Beleuchtungsregeln, also welche Lampen – abhängig von Maßen und Gewicht – an welcher Position sitzen müssen. Auf Papier hab ich die groben Umrisse skizziert und bin damit zum TÜV, um noch einmal sicher zu gehen, dass ich wirklich an alles gedacht habe. Dann ging es an die Materialien-Recherche. Sie mussten vor allem stabil sein, durften aber nur wenig wiegen. Und günstig sollten sie auch sein. Am Ende hatte ich die fertigen Baupläne mit den entsprechenden Maßen und eine Vorstellung davon, mit welchen Materialien ich arbeiten möchte.

Und welche Materialien waren das?

Als Bodenplatte wollte ich eine 15 Millimeter starke Siebdruckplatte haben. Sie ist witterungsbeständig und sehr stabil, aber leider auch schwer. Um das wieder auszugleichen, musste ich für das Grundgerüst einfache Holzlatten statt Stahl nehmen. Aluminium wäre zu teuer geworden. Für die Zwischenräume brauchte ich Styropor und für die Außenhülle Glasfasermatten und Epoxidharz. Damit hat man hinterher eine stabile, lackierbare und wasserdichte Oberfläche. Und das alles ist sehr leicht. Dann sollte noch Lack auf Basis von Epoxidharz auf die Außenhülle.

Und dann hast Du mit dem Bauen angefangen…

Erst mal musste ich natürlich die Sachen besorgen, die meisten davon gab‘s im Baumarkt. Dann ging’s mit dem Fahrgestell los: Reifen an die Achse bauen und die mit einer Klemmschale an der Deichsel befestigen. Auf dem Fahrgestell hab ich als nächstes die Bodenplatte und das Grundgerüst aus den Holzlatten verschraubt. Die Styroporteile zugeschnitten und im Grundgerüst festgeklebt. So hatte der Campingwagen schon mal seine runde Form. War natürlich noch nicht stabil genug. Also hab ich das Ganze von außen mit drei Schichten Glasfasermatten laminiert. Danach kam das Schleifen und Lackieren. Damit war der Anhänger fertig, zumindest der Rohbau. Fehlten noch der Innenausbau und die gesamte Fahrzeugbeleuchtung. Ganz schön viel Arbeit.

Tom Mergel

Welches Werkzeug war am nützlichsten?

Am häufigsten hab ich wohl die Stichsäge und den Akkuschrauber benutzt. Das nützlichste Werkzeug war aber definitiv mein selbstgebauter Styroporschneider: Dazu hab ich den Bügel einer alten Laubsäge genommen und anstelle des Sägeblatts einen Widerstandsdraht eingesetzt. Mit einem alten PC-Netzteil hab ich das Ganze unter Spannung gesetzt, sodass der Draht zu glühen anfing und ich damit das Styropor sauber schneiden konnte. Das hat sehr gut geklappt.

Welche Probleme gab es und wie hast Du sie gelöst?

Probleme gab es während der gesamten Bauphase viele. Zum Beispiel gleich am Anfang: die Bodenplatte musste so auf der Achse positioniert sein, dass am Ende die Gewichtsverteilung passt. Das ist natürlich schwer zu sagen, wenn man noch keine genaue Vorstellung davon hat, wie schwer das Ganze am Ende wird. Ich hab mich dann auf mein Bauchgefühl verlassen, das war zum Glück richtig.

Was noch dazu kam, war, dass die Bodenplatte mit ihrer Länge von zwei Metern irgendwie instabil wirkte. Bei normalen Anhängern sitzt ein Metallrahmen darunter – darauf wollte ich hier aber wegen des Gewichts verzichten. Ich hab dann die Deichsel noch bis hinter die Achse verlängert und einen kleinen Rahmen aus Aluminium-L-Profilen gebaut. Der hat dann die notwendige Stabilität gebracht.

Das letzte große Problem war die Heckklappe. Sie sollte aus zwei Spanplattenbögen bestehen und mit Sperrholz überzogen werden. Leider hat sich die Klappe dadurch so verzogen, dass sie nie richtig auf dem Anhänger auflag. Das Problem konnte ich bis heute leider nicht lösen. Darum muss man den Heckdeckel immer kräftig andrücken und mit zwei großen Riegeln fixieren.

Hast Du noch weitere Projekte in Planung?

Für die nächsten Jahre wird es wohl das einzige große Projekt bleiben. Mein Geldbeutel muss sich erstmal wieder erholen. Irgendwann würde ich aber gerne mal einen richtigen Wohnwagen bauen. Aber dafür brauche ich dann auch ein anderes Auto.

Noch ein Tipp an die Macher dieser Welt?

Man sollte natürlich nicht zwei linke Hände haben, vieles ist aber „Learning by Doing“. Dann braucht man natürlich viel Zeit und Geduld, um auch Rückschläge einzustecken. Aber vor allem darf man nicht auf Leute hören, die mehr Meinung als Ahnung haben. Auch wenn alle sagen, man sei verrückt, ist mein Rat: Einfach sein Ding durchziehen.

Interview geführt von: Esther Acason | Fotos: Tom Mergel