Abgefahren
Seifenkisten? Von wegen! Die Wenckstern-Manufaktur bei Hamburg produziert Hot Rods im Miniformat – mit 88 Sachen und Straßenzulassung.
![Abgefahren Abgefahren](https://media.hornbach.at/cmsm/de/chke2-a5/ef439b3ca578c49aec6ce28e12b81d/abgefahren-992x661.jpg)
Die Idee dafür kam von ein paar Bier zu viel. Seit ihrer Jugend hatten Maik Wenckstern und sein Bruder Axel an Motorrädern oder Modellen des Lotus Super Seven geschraubt. Was fehlte, war etwas Verrücktes. „Ein tiefergelegter Rasenmäher mit Harley-Motor. Aber einer, der auch in der Stadt und auf der Autobahn fahren darf“, sagt Maik Wenckstern. Der Chef ist 56 Jahre alt, trägt weißen Bart und Turnschuhe. Noch heute hat er ein Glänzen in den Augen, wenn er von seiner Erfindung und den ersten Entwürfen spricht. Als Vorbild für ihren Traumwagen lassen sich die Brüder von einem 1932 Ford Revolver inspirieren – ein Hot Rod, ein aufgemotzter Oldtimer. Zweieinhalb Jahre tüfteln sie an der Konstruktion; an dem Material des Rohrrahmens und der Bodenplatte, damit sie Spurrillen und Schlaglöcher überstehen; daran, wie man Lenksäule, Motor und die Variomatik in die enge Karosserie bekommt; und an den Bremsschläuchen, der Zündspule, den Reglern und Kabeln, die dazwischen platziert werden müssen.
„Fahrwerk zusammensetzen, Teppiche kleben, Sterne in die Karosserie dremeln: Auch wenn vieles standardisiert ist, machen wir immer noch alles in Handarbeit“, erklärt Jan Rüchel, der sich neben Wenckstern um die Geschäftsführung kümmert, „und die Ersatzteile fallen bei uns nicht einfach so vom Band“. Er erinnert sich noch, wie bei den Wagen für Österreich die Windschutzscheibe fünf Zentimeter höher werden musste, „sonst hätte die Vignette nicht draufgepasst“. Gerade ist ein neuer Rahmen eingetroffen, der muss zügig montiert werden. Australien wartet auf das Testmobil. Und Albis Renner ist immer noch nicht startklar.
„Der Spaß ist trotzdem geblieben“, sagt Maik Wenckstern. Noch immer nutzen er und seine Freunde jede freie Minute, um mit ihren Hot Rods durchzustarten. Sie düsen dann nach Hamburg rein, kurven um die Alster, durch die HafenCity, vorbei an der Elbphilharmonie, hinein in den Containerhafen. Passanten winken und fotografieren. Polizisten strecken die Kelle raus, fragen, ob sie vielleicht auch mal fahren dürfen. Mit den kleinen Flitzern kann kein Ferrari mithalten. „An jeder Ampel spürst du den Rennfahrer in dir“, sagt Wenckstern und grinst. Gelb. Grün. Vollgas. Für seinen großen Traum reichen 88 Sachen.
Text: Laslo Seyda | Fotos: Verena Berg